Eine Performance-Audio-Installation
AKTION #89
Ein unbunter Abend im Bunker-Salon – Aktionsraum 2025
Prolog
Vielleicht sind die “Gefährlichen Liebschaften” eine Allegorie für 9/11.
Eine Allegorie auf die Verführung durch einfache Botschaften.
Eine Analogie zum Glauben an Erlösung durch Zerstörung.
Schwarz und Weiß = Gut und Böse.
Ein Heilsversprechen mit Bedingungen gipfelt in der Perversion der Ideologien:
Ich tue Böses um Gutes zu tun.
Ich tue weh, weil mir weh getan wurde. Weil ich es kann. Die Macht der Machtlosen.
Revanche als perpetuum mobile oder circulos vitiosus.
Kein Entrinnen in diesem System der Vergeltung…?
Versuche:
Aussteigen – leicht werden, Perspektive wechseln, anders SEIN –
hell und dunkel statt schwarz oder weiß…
Epilog
“Menschen tun Dinge wegen ihrer Gefühle oder wegen anderer Menschen, nicht für eine Idee”,
sagt David Darchicourt, ehemaliger NSA-Designer und Creativ Director des US-Spähdienstes.
Die Bedeutung der Emotionen für die Gestaltung unserer Sozialsysteme wird regelmäßig und systematisch unterschätzt. Weiß die NSA auch mehr über unsere emotionalen Potentiale als wir selbst?
Emotionen können erzeugt und manipuliert werden. Sprache ist das Instrument dafür.
Liebschaften (Emotionen) können gefährlich werden. Angeheizt durch die Gewalt der Sprache.
Der 11.9. ist als ein Tag in die Geschichte eingegangen, an dem manipulierte Emotionen gefährlich wurden.
Es gibt viele Leidenschaften: für Macht, für Geld, Besitz, Erfolg, eine Idee, einen Gott –
oder für Menschen. Die zu einem Menschen kann sehr fruchtbar oder auch furchtbar sein.
Die zu den Dingen dient vor allem der Selbstliebe.
So auch in dem Briefroman “Les Liaisons dangereuses” von Choderlos de Laclos aus dem 18.Jahrhundert. Es ist die Korrespondenz einer dekadenten eiskalten Verführungsintrige, in der Gefühle geschickt erzeugt und manipuliert werden – zur Erlangung von Macht, Bestätigung und zur Befriedigung von Rachegelüsten.
Heiner Müller nahm diese vorrevolutionäre Salon-Intrige zur Vorlage für sein Stück “Quartett”, indem er sprachgewaltig einen tabulosen Schlagabtausch zwischen der Marquise de Merteuil und dem Vicomte de Valmont inszeniert hat, in dem mit Worten so scharf geschossen wird, wie in einem tödlichen Duell. Die Akteure haben den Habitus von Selbstmordattentätern – sie nehmen ihren eigenen Untergang kämpfend in Kauf.
Eine Versuchsanordnung mit BD und NAK (unter den schweigenden Blicken von MG und AB) inszeniert und zerlegt BD die Szenerie der GL aus dem Stück Q von HM.
Am Ende sitzen wir im Bunker und schauen in einen Salon vor der Französischen Revolution.
Ratsch – Vorhang auf. Ratsch – Vorhang zu. hell – dunkel – dunkel – hell:
willkommen im Schummerlicht der Erkenntnis des immerwachen clair-obscur!
Legende
GL Gefährliche Liebschaften
Q Quartett
HM Heiner Müller
BD Bibi Dark
NAK Nils-Arne Kässens
IM Iris Minich / AB (Arvild Baud)
MG M.Gainsbourgh (M. Hueners)
Versuchsanordnung / Spiel / Begegnung / Überlagerung / Labor für Zustände
Laborzeit: 20 bis 23 Uhr
AKTION #89
im Aktionsraum
2025 AKTION – Kunst und Kultur e.V.
Hamburg
Oktober 2015
Idee, Konzept, Inszenierung
Bi Dunkel
in Zusammenarbeit mit N.A. Kässens
cast
Marquise de Merteuil 1 Bibi Dark
Vicomte de Valmont Nils Arne Kässens
Buddha 1 M. Hueners
Buddha 2 Arvild Baud
Video-Projektion:
Marquise de Merteuil 2 Iris Minich
Buddha 2 Iris Minich
Tonaufnahmen/Effekte
Nils Arne Kässens
Bühnenbild/Installation
Birgit Dunkel
Kamera 1
Lukasz Chrobok
Kamera 2
Arvild Baud
Kamera 3 (Videoprojektion)
Birgit Dunkel
Video Montage
Svenja Baumgardt
Hamburg
Juli 2018